Chronik des TSV Bodenstedt

Am 16. März 1910 trafen sich in der damaligen Hotoppschen Gastwirtschaft 34 Männer und gründeten einen Turnverein.
Es geschah in der Absicht, "die Mitglieder allseitig auszubilden und in ihnen eine sittlich-mannhafte Gesinnung zu erwecken und zu befestigen", wie es in der Satzung von 1911 heißt.

Das wollten sie durch Turnen erreichen, durch gesellige Zusammenkünfte, Pflege des Gesanges und der vaterländischen Gesinnung sowie durch Verbindung zu anderen Turnvereinen. Die neue Gemeinschaft erhielt den Namen "Männerturnverein Bodenstedt" 
das Gründerlokal

Die Anwesenden wählten Carl-August Lauenstein zum Vorsitzenden. Mit dem MTV begann der öffentliche Sportbetrieb in Bodenstedt.Nach dem 2. Weltkrieg entwickelte sich daraus der heutige Turn-und Sportverein (TSV) Bodenstedt. Er ist zum größten Verein des Dorfes geworden. Der TSV Bodenstedt setzt einerseits die Tradition des MTV von 1910 fort, sieht sich andererseits aber auch als Nachfolger des 1928 gegründeten Fussballklubs "Germania". Neben den bereits bestehenden Männergesangverein, dem Landwehrbund, dem Bergmannsverein und der Freiwilligen Feuerwehr bereicherte die neugegründete Sportlergemeinschaft das Dorfleben in Bodenstedt.Als Monatsbeitrag, so beschlossen die Gründer, hatten die aktiven Sportler monatlich 50 Pfennige zu bezahlen. Das hört sich heute nach recht wenig an, war aber vor 75 Jahren eine Menge Geld.
Wohl gab es damals in den Gaststätten "Elfe für eine Mark", womit elf Glas Bier gemeint waren. Andererseits hätte eine Magd bei einem Bauern bei einem Stundenlohn von 14 Pfennig rund 3,5 Std. arbeiten müssen, um einen Monatsbeitrag bezahlen zu können.

Bereits im Herbst 1910 stellte sich der Verein mit einem Schauturnen und einem Tanzvergnügen in der Öffentlichkeit vor. Das gefiel den Bodenstedtern so gut, dass die Turner auch in den kommenden Jahren Schauturnen, Kappenfeste sowie Theaterabende veranstalteten. Bereits damals bestanden gute Kontakte zu den Nachbardörfern. Leider unterbrach der erste Weltkrieg diese Aufwärtsentwicklung. 44 Mitglieder wurden zum Kriegsdienst einberufen. Neun von ihnen sind gefallen, darunter auch Carl-August Lauenstein, der Vorsitzende.
Aber bereits im Januar 1919, kurz nach Kriegsende begrüßte der Verein die Heimkehrer, ehrte die Gefallenen und wählte in der Hauptversammlung Hugo Rost zum neuen Vorsitzenden. Im Juni 1920 feierte der MTV im kleinen Holz mit zwölf Nachbarvereinen ein dreitägiges Turnfest. Ein Jahr später wurde der MTV Bodenstedt beauftragt, das Bezirksturnfest 1921 auszurichten.Im August 1923 schloß sich der damalige Fussballclub "Germania" dem MTV an, stellte aber bereits nach einem Jahr den Spielbetrieb ein. 

Im September 1928 haben 19 Männer den Fussballclub wieder ins Leben gerufen. Diese Neugründung muß offenbar Rivalitäten verursacht haben, denn so beschlossen die "Germanen" im April 1929: "Die Mitglieder, die dem Fussballklub angehören, dürfen nicht im Turnverein Mitglied sein." Erster größerer Erfolg des FC Germania im Jahre 1931: Bodenstedt wurde Meister in der Klasse D.
  
Von 1933 ab geriet das Leben in den Bodenstedter Sportvereinen zunehmend unter den autoritäten Einfluß des Nationalsozialismus. Am 17. Januar 1937 enden die Protokolle des MTV, und am 11. Dezember 1937 ist beim FC "Germania" Schluß. Im Februar 1939 weist eine Liste der sogenannten "Sportgemeinschaft Bodenstedt" 88 Namen auf in Verbindung mit dem Protokoll einer "Vorstandsversammlung" über die Kassenführung beim FC Germania, beim MTV und dem Kleinkaliber Schießklub. Damit war offenbar das Ende der Eigenständigkeit der Vereine besiegelt. Nur wenige Monate später, am 1. September 1939, begann der zweite Weltkrieg.

Nach dem schrecklichen Zusammenbruch im Mai 1945, wurde bereits am 9. März 1946 auf Initiative Heinrich Schmidts der "Turn- und Sportverein" Bodenstedt gegründet. Er war von der britischen Militärregierung als einziger Verein im Dorf genehmigt worden. Die Sportler wählten Heinrich Schmidt auch zum neuen Vorsitzenden. Der TSV wurde also mehr oder weniger von amtswegen zur Nachfolgeorganisation der vor dem Kriege bestehenden beiden Sportvereinen. In der ersten Versammlung des MTV nach dem Kriege, am 25. November 1950, - und seiner letzten überhaupt - beschlossen die bisherigen Mitglieder daher einstimmig die Vereinigung mit dem TSV, der am selben Tag diesen Zusammenschluss ebenfalls billigte und protokollarisch absicherte.

Damit begann ein ganz neuer Abschnitt in der Entwicklung des Bodenstedter Sports. Das Angebot des Vereins gestaltete sich im Laufe der Zeit immer vielfältiger und richtete sich in erster Linie nach den Interessen der Mitglieder und den Möglichkeiten des TSV. So entstanden neben der Sparte Fußball die neuen Abteilungen für Tischtennis (1961), Gymnastik (1969) und Volleyball (1976). Andererseits waren bisher traditionelle Sportarten nicht mehr gefragt und verschwanden aus dem Programm des Vereins: Turnen und Handball. Durch diese Anpassungsfähigkeit gelang es, jung und alt die Chance für eine sinnvolle Freizeitgestaltung anzubieten, die auch vielfach genutzt wurde.Das war aber nur möglich durch die freiwillige und ehrenamtliche Mitarbeit vieler Mitglieder, ob im Vorstand, ob als Abteilungs- oder Jugendleiter, ob als Mannschaftsbetreuer, Trainer oder Schiedsrichter oder als einer der vielen "Stillen im Lande", die immer da sind, wenn sie helfen können. Ihrer Bereitschaft und tatkräftigen Hilfe ist es in erster Linie zu verdanken, dass der TSV heute aus dem Leben des Dorfes nicht mehr wegzudenken ist.